Doppelherrschaft
A: sulṭa muzdauwidja. – E: dual power. – F: double pouvoir. – R: dvoevlastie. – S: doble poder. – C: shuangzhong tongzhi
Peter Jehle
HKWM 2, 1995, Spalten 819-821
»Wir sind heute in Zürich ganz aus dem Häuschen«, schreibt Lenin am 15. März 1917 aufgrund der Zeitungsmeldung, daß in Rußland die Revolution gesiegt habe (an I. F. Armand, Briefe 4). Einen Tag später präzisiert sich das Bild: »Eine Woche blutiger Kämpfe der Arbeiter, und an der Macht sind Miljukow + Gutschkow + Kerenski!!« (An Kollontai) Die neue Regierung, heißt es wiederum einen Tag später, habe dem Proletariat die Macht »aus den Händen gerissen« (…). »Keine Unterstützung der neuen Regierung; […] Bewaffnung des Proletariats die einzige Garantie«, telegraphiert Lenin am 19. März (…). Dabei überschätzt er die Möglichkeiten des Proletariats keineswegs. Der rasche Zusammenbruch des Zarismus sei nur möglich geworden, »weil sich dank einer außerordentlich originellen historischen Situation völlig verschiedene Ströme, völlig ungleichartige Klasseninteressen, völlig entgegengesetzte politische und soziale Bestrebungen vereinigten« (…). Der Kampf um die Abschaffung des Zarismus führt dazu, daß »neben« der neuen Regierung eine »inoffizielle, noch unentwickelte und verhältnismäßig schwache Arbeiterregierung« entsteht (…): der Petrograder Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten, in dem Lenin die Anfänge einer »wirklichen Volksregierung« sieht (…).
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