Falsifikationismus
A: [naẓarīyat] at-tazyīf. – E: falsificationism. - F: falsificationnisme. – R: fal’sifikacionizm. - S: falsificacionismo. – C: zhengwei zhuyi
Wal A. Suchting (RCD)
HKWM 4, 1999, Spalten 92-100
F steht für eine ganze Gruppe verschiedener philosophisch-methodologischer Lehrmeinungen, die sich direkt oder indirekt vom Werk Karl Raimund Poppers (1902-1994) herleiten, obgleich Poppers Auffassungen teilweise eine bemerkenswerte Nähe zu denen früherer Wissenschaftstheoretiker aufweisen (vgl. Niiniluoto 1978) und Popper selber ausdrücklich von dem Begriff Abstand genommen hat (Postcript, 1982). Grundlegend für den F ist seine Hervorhebung der wissenschaftstheoretischen Bedeutung empirischer Falsifizierbarkeit (gegenüber der Verifizierbarkeit). Hauptbezugspunkt ist Poppers Logik der Forschung (1935), obwohl dieser die dort dargelegten Vorstellungen in einer Reihe von Publikationen später reformulierte und weiter entwickelte.
Ins Blickfeld des Marxismus geriet der F in erster Linie deshalb, weil Popper (vor allem im 2. Bd. von Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, 1945) mit diesem Theorem dessen Unwissenschaftlichkeit nachzuweisen versuchte; zweitens, weil der F als allgemeine Theorie des Wissens, besonders der Wissenschaft, auftritt. Eine gewisse Bedeutung hat der F auch, weil er in der einen oder anderen Ausprägung (oft in vulgärer Form) weltweite Resonanz fand, vornehmlich unter Wissenschaftlern und philosophisch interessierten Intellektuellen; schließlich hat er die Art und Weise, in der die Frage nach der Spezifik von Gesellschaftstheorie diskutiert wurde, nachdrücklich beeinflusst (vgl. etwa Der Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, 1969).
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