Befehlswirtschaft
A: iqtiṣād al-idāra al muṭlaqa. – E: command economy. – F: économie de commandement. – R: komandnaja ėkonomika. – S: economía dirigida. – C: mingling shi jingji
Hansgeorg Conert
HKWM 2, 1995, Spalten 134-136
Die Kennzeichnung der staatlichen Produktionsweise sowjetischen Typs, des ab 1930 ausgeformten Systems direktiver, zentralistischer, administrativer und allumfassender Planwirtschaft als B oder Kommandowirtschaft entstammt nicht in erster Linie dem westlichen sowjetologischen Schrifttum, sondern der antikommunistischen Polemik und Agitation, insbesondere in der Zeit des Kalten Krieges während der späten 1940er und 50er Jahre. Wohl auch deshalb kommt B als Stichwort in keinem der renommierten staats-, sozial- und politikwissenschaftlichen Handbücher und Lexika vor, auch nicht in Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft (Freiburg/B 1966ff).
Ungeachtet der polemischen Intention und Verwendung dieses Schlagworts verweist es doch auf empirisch reale ökonomische und soziale Erscheinungen der Wirtschaftsorganisation sowjetischen Typs und darüber hinaus auf theoretisch relevante und konzeptionell weithin ungelöste Probleme der gesellschaftlichen Grundlegung und funktional-institutionellen Gestaltung einer sozialistischen Produktionsweise.
➫ Assoziation, befehlsadministratives System, Bürokratie, despotischer Sozialismus, Gebrauchswert, Perestrojka, Planwirtschaft, realer Sozialismus, Selbstverwaltung, sowjetische Gesellschaft, Sowjetkritik, staatliche Produktionsweise, staatsmonopolistischer Sozialismus, Stalinismus