Europastrategien
A: istratīǧīyāt ūrūbā. – E: Europe strategies. – F: stratégies européennes. – R: strategii dlja Evropy. – S: euroestrategias. – C: Ouzhou celü 欧洲策略
Martin Bennhold
HKWM 3, 1997, Spalten 1013-1023
Aus dem Jahrzehnt, in dem neben dem Warenexport vor allem der Kapitalexport der BRD erstmals gewaltig anstieg und damit zum dritten Mal im 20. Jh. bedeutende auswärtige Positionen und Brückenköpfe von deutschem Kapital eingenommen werden konnten, stammt der Terminus E für Expansionskonzeptionen des monopolisierten deutschen Kapitals. Er ist von Reinhard Opitz (1934-86) in die Imperialismusdebatte eingeführt worden durch Herausgabe des Dokumentenbands Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945 (1977). Zehn Jahre später griff einer der höchsten Repräsentanten des deutschen Kapitals (Herrhausen) den Term auf und verwies auf aktuelle ›E‹ (Roth 1988). Insgesamt konkretisiert der Problemkomplex der E, was Marx schon 1844 festgestellt hatte: »Das Verhältnis der Industrie, überhaupt der Welt des Reichtums, zu der politischen Welt ist ein Hauptproblem der modernen Zeit.« (KHR)
E des deutschen Kapitals soll hervorheben, dass 1. das zentralisierte Kapital nicht nur allgemeine Basis expansionistischer Politik ist, sondern Expansion dessen »lebensnotwendiges Ziel« und »unmittelbarer Reflex seiner gesamten Daseinsraison« ist (Opitz 1977); dass 2. diese Tendenz zwar eine besondere Ausrichtung auf Europa aufweist, jedoch keineswegs darauf beschränkt ist. – Opitz hatte einen weiteren Dokumentenband vorbereitet (1977): Kolonialstrategien des deutschen Kapitals 1900-1945, mit Schwerpunkt auf 1933-45, der jedoch nie erschienen ist.
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