Althusser-Schule

A: madhhab Althusser. – E: Althusser School. – F: école d'Althusser. – R: škola Al'tjusser. – S: escuela de Althusser. – C: A'erdusai pai

Frieder Otto Wolf

HKWM 1, 1994, Spalten 184-191

Der französische Philosoph Louis Althusser (1918-1990) betrieb Schulbildung im Namen einer neu zu erkämpfenden marxistischen Orthodoxie. Eben dadurch eröffnete er weit über die Diskussion in Frankreich hinaus neue Perspektiven kritischen Denkens, das Dogmatisierungen und Kanonisierungen auflöste. Die AS läßt sich nicht ohne weiteres einer nachträglich zu systematisierenden Philosophie (einem »Althusserianismus«) zuordnen; selbst ihre »Auswertung« in Gestalt eines auf andere Situationen übertragbaren »Forschungsprogramms« erscheint problematisch. A.s philosophische Tätigkeit ist – auch in ihrer »Schule machenden« Dimension – als eine Folge von Initiativen zu philosophisch-politischen Auseinandersetzungen zu analysieren, die bestimmte Situationen reflektieren: die Krise der katholisch geprägten traditionellen »französischen Ideologie«, die Krise von Realsozialismus und »kommunistischer Weltbewegung«, aber auch die antizipierte Krise der »fordistischen Moderne«, deren Durchsetzung gegen die beiden ersten Formationen den Stoff für philosophische Eingriffe A.s in immer neuen Gestalten gebildet hat.

A ging die Schwierigkeit, in der Philosophie Marxist zu sein (1975) und die Krise des Marxismus (1978) primär nicht mit den Mitteln der bis dahin herausgebildeten »marxistischen Philosophie« an, sondern mit den in der zeitgenössischen (v.a. französischen) Philosophie verfügbaren Instrumenten – und zugleich bearbeitete er, über seine Marx-Rezeption hinaus, die Beschränkungen der »französischen Tradition« sowie den eingeschränkten historischen Horizont des offiziellen Marxismus durch einen Rückgriff auf die europäische Philosophie der Neuzeit (wie vor ihm Plechanow mit Betonung der Schlüsselrolle Spinozas) und durch eine (auf Hegel und Heidegger bezogene) Auseinandersetzung mit deutscher Philosophie, die sich nur z.T. in seinen Veröffentlichungen niederschlägt (vgl. Derrida 1993). Ohne der Konstruktion eines imaginären A zu verfallen, ist zu beachten, daß seine Publikationen immer, in der akademischen Lehre wie in der politischen Debatte, auch die Zuspitzung einer mündlichen Diskurspraxis gewesen sind.

Antiphilosophie, Ausdruck, Diskursanalyse, Diskurstheorie, Dogmatismus, Epistemologie, Ideologietheorie, ideologische Staatsapparate/repressiver Staatsapparat, Kapital-Lektüre, Krise des Marxismus, Orthodoxie, Problematik, Regulationstheorie, Strukturalismus, strukturelle Kausalität, Subjekt-Effekt, symptomale Lektüre, Überdeterminierung, Zitate

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