Amerikanismus
A: āmrīkanīya. – E: americanism. – F: américanisme. – R: amerikanizm. – S: americanismo. – C: meiguo feng
Jakob Tanner
HKWM 1, 1994, Spalten 192-196
Antonio Gramsci war der erste Marxist, der einen kohärenten Begriff des A entwickelte und diesen auf eine Theorie der Kapitalakkumulation bezog. Das Amerikanismus und Fordismus überschriebene 22. der Gefängnishefte von 1934 (dessen §§ aber alle aus früheren Heften aufgenommen sind, die meisten aus H. 1, 1929/30) ist bis heute der entscheidende Referenzpunkt des marxistischen A-Diskurses geblieben. A bezieht sich bei Gramsci auf unterschiedliche Grade der »Fordisierung« kapitalistischer Gesellschaftsformationen. Für das »zurückgebliebene« Europa geht es um eine nachholende Modernisierung, um eine Antwort auf die Herausforderungen, die der amerikanische Konkurrenzdruck nach dem Ersten Weltkrieg für die europäischen Imperialismen bedeutet. Der A als Ideologie, die vordergründig antiamerikanisch auftreten kann, manifestiert den Willen europäischer Gesellschaftsklassen, die Kluft zwischen ›alter‹ und ›neuer‹ Welt zu schließen (Haug 1986).
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