Architektur
A: al-fan al-miʿmārī. – E: architecture. – F: architecture. – R: arhitektura. – S: arquitectura. – C: jianzhu xue, jianzhu shiyang
Jutta Held
HKWM 1, 1994, Spalten 601-608
A ist diejenige der Künste, die am unmittelbarsten in praktische Lebensprozesse eingreift, diese strukturiert bzw. nachzeichnet. Die Sozialutopien sind seit altersher mit architektonischen Idealstadtplanungen verbunden gewesen, mit »Bauten, die eine bessere Welt abbilden« (Bloch 1953). Die Abhängigkeit der A von außerkünstlerischen Faktoren (Baumaterial, Technologie, praktischen Bedürfnissen der Bauherren und Benutzer) geht weiter als bei den (nur) mimetischen Künsten. In der idealistischen Ästhetik und A-Theorie der Hegel-Nachfolge rangierte die A an niederster Stelle unter den Künsten, eben weil die materiellen Komponenten (von der Statik bis zu den praktischen Anforderungen an einen Bau) nicht völlig in der künstlerischen Gestaltung aufgehoben werden können. Als Kunst gilt die A daher nur, insofern es ihr gelingt, diese Bedingungen und praktischen Zwecke zu transzendieren. Marxistische A-Theoretiker haben dagegen stets betont, daß bei der Produktion und Analyse von A das dialektische Verhältnis von materiellen und ideellen Momenten bedacht werden muß und ästhetische Probleme nur in Zusammenhang mit den praktischen Funktionen der A zu sehen sind. Sie setzen zunächst ausschließlich bei diesen, materielle Bedürfnisse befriedigenden Funktionen der A an.
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