Arbeiterselbstverwaltung
A: idāra ʿumālīya zātīya. – E: workers’ self-management. – F: autogestion ouvrière. – R: rabočee samoupravlenie. – S: autogestión obrera. – C: gongren zizhi
Theodor Bergmann
HKWM 1, 1994, Spalten 486-489
Mit den Problemen der A im Betrieb haben Marx und Engels sich nur wenig befaßt. Im Manifest sprechen sie sehr allgemein von einer »Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist« (…). Das politische System sollte auf einer freien Assoziation der Produzenten beruhen, die ihre ökonomischen und politischen Angelegenheiten selbst verwalten. Auf Zukunftsplanungen nach einer siegreichen Revolution verwandten sie nicht viel Zeit. Französische Sozialisten mit starken syndikalistischen Wurzeln haben im 19. Jh. öfter versucht, arbeitereigene Werkstätten aufzubauen. In Deutschland galt das Interesse der Reformisten seit Lassalle mehr den Konsumgenossenschaften und ähnlichen Selbsthilfeinstitutionen, nur ausnahmsweise der Produktion (Bauhütten). Die wachsenden Konsumgenossenschaften haben allerdings ihrer zentralen Einkaufsgesellschaft GEG Produktionsbetriebe verschiedenster Art (von Schuhcreme bis zu Fahrrädern) angegliedert.
Die Marxisten standen dieser Entwicklung anfangs distanziert gegenüber, erkannten ihre ökonomischen Schwierigkeiten (vgl. Luxemburg, SoR), akzeptierten sie aber später als Hilfen zur Unabhängigkeit von wuchernden Kleinhändlern, als Schulen der Selbstverwaltung, durch deren Erfahrung und Erfolge das Selbstbewußtsein der Arbeitenden gestärkt würde. Faktisch gab es nur wenig wirkliche Selbstverwaltung, eher eine stark begrenzte Mitwirkung der Beschäftigten und der vielen Anteilseigner (nicht Aktionäre!).
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