Himmel/Hölle
A: al-ǧunna/an-nār. – E: heaven/hell. – F: ciel/enfer. – R: nebo/ad. – S: cielo/infierno. – C: tiantang/diyu 天堂 / 地狱
Ton Veerkamp
HKWM 6/I, 2004, Spalten 246-258
Dem jungen Marx zufolge ist es die »Aufgabe der Geschichte« bzw. der in ihrem Dienst stehenden Philosophie, »nachdem das Jenseits der Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren. […] nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.« (KHR) Dies legt nahe, eine marxistische Behandlung des Himmels bzw. der Hölle als seiner Kehrseite von den Gegensatzpaaren Jenseits der Wahrheit / Wahrheit des Diesseits, Selbstentfremdung in heiliger/unheiliger Gestalt, Himmel / Erde, Religion / Recht, Theologie / Politik her zu konzipieren. Marx fasst den Genitiv als genitivus obiectivus auf: Himmel, Religion und Theologie sind Objekte der Kritik. Damit sind allerdings ihre widersprüchlichen gesellschaftlichen Bedeutungen noch nicht erfasst. Zu untersuchen sind zunächst die ideologischen Funktionen, die das Vorstellungspaar H/H in der Antike und speziell in den Grunddokumenten der Volksreligionen Judentum, Christentum und Islam herausgebildet haben, sodann seine gesellschaftliche Bedeutung in der Volksreligion des Abendlandes und schließlich seine Verdiesseitigung in der Moderne.
➫ Angst/Furcht, Atheismus, Aufklärung, Bauernkrieg, Christentum und Marxismus, Erlösung, Ewigkeit, Existenzialismus, feministische Theologie, Gerechtigkeit, Glauben, Glück, Gott, Hexe, Hexenverfolgung, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Ideal, Jenseits/Diesseits, junger Marx, Katharsis, Ketzer, materialistische Bibellektüre, Messianismus, Moloch, Mythos, oben/unten, Religion, Religionskritik, religiöse Revolutionsbewegungen, Resurrektion, Tod, Urchristentum, Verhimmelung