historische Individualitätsformen
A: al-aškāl at-tārīḫīya li-l-fardānīya. – E: historical forms of individuality. – F: formes historiques d’individualité. – R: istoričeskie formi individual’nosti. – S: formas históricas de individualidad. – C: lishi de getixing xingshi 历史的个体性形式
Lucien Sève (CW)
HKWM 6/I, 2004, Spalten 281-293
Neben Kategorien wie »Entfremdung« oder »Praxis«, denen Marx spezifische Bedeutung gab, und neu eingeführten Begriffen, wie »Mehrwert« oder »Absterben des Staates«, finden sich in seinem Werk Konzepte, die im manifesten Text lückenhaft bleiben oder als Begriffe ganz fehlen. Zwar nicht expliziert, gleichwohl durch die Analysen selbst nahegelegt, tauchen Konzepte wie Nicht-Antagonismus oder Selbstverwaltung als theoretische Anknüpfungspunkte auf, deren Ausarbeitung einer lebendigen Fortführung marxschen Denkens anheimgestellt bleibt. Eines dieser abwesend-gegenwärtigen Konzepte ist hI. Begrifflich gefasst von Lucien Sève 1969, wurde das Konzept vielfach aufgenommen.
Die genaue Ausarbeitung der hI hat strategische Bedeutung für eine unverkürzte Interpretation des Historischen Materialismus: Einer der wichtigsten Beiträge von Marx – der sich von der psychologistischen Auffassung geschichtsloser Individuen ebenso abgrenzt wie von der soziologistischen Verdinglichung gesellschaftlicher Tatsachen unter Abstraktion von Menschen – besteht darin, eine Forschungsperspektive zu eröffnen, die uns die Geschichte als konstitutives Moment eines »naturgeschichtlichen Prozesses« und zugleich als Matrix der menschlichen Existenzen begreifen lässt. Dies fasst der Begriff hI und wirft damit eine Reihe von Forschungsfragen auf, deren Bearbeitung für die Erneuerung des Marxismus unter den veränderten Bedingungen des 21. Jh. notwendig ist.
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