Geschlechterdemokratie
A: ad-dīmuqrātīya al-ǧinsīya. – E: gender democracy. – F: démocratie intersexuelle. – R: demokratija génderov. – S: democracia intersexos. – C: xingbie minzhuzhuyi 性别 民主主义
Victor Rego Diaz
HKWM 5, 2001, Spalten 489-493
G ist wie »gender mainstreaming« und »Geschlechtervertrag« keine theoretische Kategorie, sondern eine der politischen Losungen, die in den 1990er Jahren eine Verschiebung in der Politik gegen Frauenunterordnung markieren. Sie orientieren, wenn auch unterschiedlich, auf die Ordnung der Geschlechter und nicht mehr nur auf Frauenpolitik. Der Term kursiert v.a. im Umfeld der deutschen Grünen und bezieht sich als politische Leitidee auf neue Anforderungen an politische Regulierung im Prozess der sich weltweit durchsetzenden Bedingungen neoliberaler Globalisierung. Als taktische Artikulation zielt G darauf ab, vorherrschende Transformationsprozesse der ›Modernisierung‹ und ›Professionalisierung‹ in Wirtschaft und Politik zu beeinflussen. Die für aktuelle Politik hegemonierelevanten Begriffe Geschlecht und Demokratie werden zum Losungswort einer Strategie verknüpft, eine Politik zur ›Gleichstellung der Geschlechter‹ in alle Politikbereiche und Organisationsstrukturen einzuschreiben. Damit hat sich der von Halina Bendkowski 1994 geprägte Term, der Verhältnisse der Frauenunterdrückung als undemokratisch skandalisieren und patriarchale Strategien aufzeigen wollte, verschoben. Für das Konzept der Grünen ist der Term erweitert, um eine breitenwirksame Bündnisfähigkeit von Frauenpolitik zu erreichen – bes. durch Schulung zivilgesellschaftlicher Akteure zu alltagspolitischer Handlungsfähigkeit und durch Orientierung auf geschlechterpolitische ›Kooperation‹ von Feministinnen mit Männern zwecks Verwirklichung von ›Chancengleichheit‹ für beide Geschlechter (vgl. Neusüss 1998, 1999; Zepp 1997).
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