Grammatik
A: qawā‛id al-luġa. – E: grammar. – F: grammaire. – R: grammatika. – S: gramática. – C: yufa 语法
Peter Ives (IL)
HKWM 5, 2001, Spalten 935-944
Schon bevor der ›linguistic turn‹ viele Forschungsfelder des 20. Jh. prägte, hat Gramsci begriffen, dass G, die grundlegende Struktur der Sprachen, in zweifacher Hinsicht politisch relevant ist: als regulative gesellschaftliche Institution und als zentrales Element des Denkens und Wissens. So widmete er ihr sein letztes Gefängnisheft (Gef 9). – ›G‹ hat viele Bedeutungen und Dimensionen. Für marxistisches Denken am wichtigsten ist die Unterscheidung zwischen G als neutraler Struktur oder Regelapparat und dem politischen Verständnis von G als Festschreibung mit gesellschaftlichen und kulturellen Konsequenzen. Gramsci entwickelt letztere Auffassung, wobei er zeigt, wie der G Machtprozesse inhärent sind bzw. wie sie mit Ideologie, Autorität, Regulation und Hegemonie in Beziehung steht. Das erstere Verständnis von G als zumindest anfangs technisch-objektiver Struktur, die wertneutral beschrieben werden kann, ist dagegen in Linguistik und Alltagssprache stärker verankert. Chomskys Theorie der ›generativen G‹ und die daraus folgende Suche nach einer ›universellen G‹, die ›fest verdrahtet‹ im menschlichen Gehirn zu finden sei, sind Höhepunkt einer langen Geschichte apolitischer G-Begriffe.
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