Geiz
A: buḫl. – E: greed, avarice. – F: avarice. – R: skupost’. – S: avaricia. – C: linse 吝啬
Daniel Barben
HKWM 5, 2001, Spalten 138-142
G ist die Disposition, anderen oder sich selbst sachliche Mittel in übertriebenem Maße vorzuenthalten. Als Abweichung vom in bestimmten Situationen oder gesellschaftlichen Kontexten Erwarteten wird G seit alters her kritisiert und in gabentauschenden Gesellschaften geradezu geächtet. Vom Standpunkt der Feudalen lässt sich den aufkommenden Bürgern G vorwerfen, wenn diese den Reichtum nicht wie sie verprassen, sondern akkumulieren. G als sozialer Habitus wird geschichtlich v.a. da thematisiert, wo gesellschaftliche Verhältnisse entstehen, in denen sich einzelne vermittels Geldbesitz ungesellschaftlich von anderen absondern und herrschaftlich über sie erheben können. G ist nicht auf den Umgang mit Geld beschränkt, doch spitzt sich die Kritik des G am Geld zu. – Marx analysiert G als zur Leidenschaft gewordene Schatzbildung; den Primat hat für ihn nicht der Charakter, sondern das Verhalten in Verhältnissen, in denen Geld gesellschaftliche Macht in privater Hand verkörpert.
➫ Akkumulation, Bedürfnis, Befriedigung, Charaktermaske, Faulheit, Formationenfolge (vorkapitalistische Gesellschaftsformationen), Gebrauchswert, Geld, Genuss, griechische Antike, Kalvinismus/Puritanismus, Luxus, Personifikation, Selbstzweck, Wucher