Grundeigentum
A: milkīyat alarāḍi. – E: landed property. – F: propriété foncière. – R: zemel’naja sobstvennost’. – S: propiedad territorial. – C: tudi suoyouzhi, dichan 土地所有制, 地产
Helmut Arnold
HKWM 5, 2001, Spalten 998-1005
G als Eigentum an einem Teil der Erdoberfläche – Grund und Boden sowie Binnengewässer – beinhaltet, mit diesem materiell und rechtlich, durch Nutzung bzw. Verkauf oder Verpachtung zu verfahren. Die verschiedenen Formen des G wie staatliche, genossenschaftliche oder private, ihre Kombinationen, die Größenstruktur sowie politische, soziale und nutzungsbezogene Restriktionen und die mit dem G verbundenen wirtschaftlichen wie politischen Privilegien sind Indikatoren gesellschaftlicher, vor allem ökonomischer Interessen und Machtpositionen. Deshalb lehnt Marx beim G wie bei allen anderen Eigentumsformen die Definition des Eigentums als eines »unabhängigen Verhältnisses, […] einer abstrakten oder ewigen Idee […], als eine Illusion der Metaphysik oder der Jurisprudenz« ab (…).
Gegenüber anderen Formen des Eigentums besitzt G die Besonderheit, dass mit ihm ein Recht auf Aufenthalt (Wohnen) und Nutzung (Nahrungsmittelproduktion, Rohstoffe, Verkehrswege) – mithin auf elementare Grundlagen menschlicher Existenz begründet ist. Diese Grundlagen sind in vorbürgerlichen Gesellschaften mit der unmittelbaren politischen Macht der Grundherrschaft verbunden; im Kapitalismus bilden sie eine Basis des agrikolen Kapitalmonopols. Als »ursprüngliche Quelle allen Reichtums« ist das G hier erst recht »das große Problem geworden, von dessen Lösung die Zukunft der Arbeiterklasse abhängt« (…).
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