Gemeinwesenarbeit
A: al-‛amal li-l-gamā‛a. – E: communal work. – F: travail communautaire. – R: trud djaja obščiny, komuny. – S: trabajo comunitario. – C: jiti-, gongshe laodong 集体-, 公社劳动
Michael May
HKWM 5, 2001, Spalten 201-209
Unter GA wird zumeist eine Weise professioneller Sozialarbeit verstanden, die sich »die soziale Kultur des Zusammenlebens und die lokale Politik, in der es gestaltet wird, […] als Aufgabe vor[nimmt]«, um »in diesem Feld bessernd tätig zu sein« (Wendt 1989). Dabei wird ein Begriff von G zugrundegelegt, der »erstens Menschen meint, zweitens das Gebiet wohin sie gehören, und drittens das Geschehen des Zusammenlebens am Ort – das lebendige G im kleinen und im großen« (…). – Viel weiter gefasst zeigt sich demgegenüber der Begriff von G bei Marx. Für ihn ist »das menschliche Wesen […] das wahre G der Menschen. Wie die heillose Isolierung von diesem Wesen unverhältnismäßig allseitiger, unerträglicher, fürchterlicher, widerspruchsvoller ist, als die Isolierung vom politischen G, so ist auch die Aufhebung dieser Isolierung und selbst eine partielle Reaktion, ein Aufstand gegen dieselbe um soviel unendlicher, wie der Mensch unendlicher ist als der Staatsbürger und das menschliche Leben als das politische Leben.« (…) Eine an Marx orientierte GA kann sich daher nicht darin erschöpfen, dass in einem lokal umgrenzten Gebiet daran gearbeitet wird, das Zusammenleben auf der Ebene von Institutionen und Inter-Gruppen-Beziehungen zu verbessern, um dadurch eine Anpassung von Bedürfnissen und Ressourcen zu erreichen. Zweck und Ziel entsprechender Bemühungen muss vielmehr die entfaltete Lebenstätigkeit von Menschen sein, die darin ihrer eigenen Bestimmung folgen und näher kommen können. Es ist daher fraglich, ob GA sinnvoll auf eine berufliche Praxis eingegrenzt werden kann.
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