Geisteswissenschaften
A: ādāb. – E: humanities. – F: sciences humaines. – R: gumarnitanye nauki. – S: ciencias humanas. – C: renwen kexue 人文科学
Frieder Otto Wolf
HKWM 5, 2001, Spalten 113-124
Im Unterschied zu den angelsächsischen »Humanities« und den französischen »sciences humaines« ist bei der spezifisch deutschen Tradition der G »die Disziplinengeschichte auch eine Theoriegeschichte«; sie konstituiert sich in »idealistischer Herkunft« und mit »idealistischem Selbstverständnis« als innere Durchdringung der historisch-philologischen Wissenschaften durch verschiedene Formen der Lebensphilosophie (Frühwald u.a. 1990). Der Name verdankt sich einem »terminologischen Missverständnis«, aufgrund dessen 1849 in der deutschen Übersetzung von John Stuart Mills System of Logic (1843) »der wissenschaftssystematische Ausdruck ›moral sciences‹ mit ›G‹ wiedergegeben wird« (…). Zentrale Felder der Auseinandersetzung um die G bildeten die Geschichts- und die Literaturwissenschaften, opponiert wurde ihnen etwa im Namen der »Literaturgeschichte« (Krauss 1950) oder der »Literatursoziologie« (Lukács 1961; Goldmann 1970).
➫ Althusser-Schule, Ausdruck, Basis, Bedeutung, Einfühlung, Erbe, Frankfurter Schule, Geist, Geistesgeschichte, Geschichte, Hermeneutik, historischer Materialismus, Historismus, Idealismus/Materialismus, Ideologietheorie, Interpretation, Kultur, Naturalisierung, Sinn, Sozialwissenschaften, Unbewusstes, Wesen