Konsument
A: mustahlik. – E: consumer. – F: consommateur. – R: potrebitel’. – S: consumidor. – C: xiaofeizhe 消费者
Wolfgang Fritz Haug
HKWM 7/II, 2010, Spalten 1615-1623
Im Spiegel der Zirkulationssphäre scheint ›der K‹ oder ›Verbraucher‹, oft im Gattungs-Singular gebraucht, die zentrale Figur des entwickelten Kapitalismus zu sein. Die herrschende Ideologie zementiert diesen Schein, den der Marktradikalismus ausbeutet, um ›den K‹ aufzuwiegeln: Er sei es, der von den Streiks getroffen werde, vom Umwelt- und Nichtraucherschutz oder der Geschwindigkeitsbeschränkung und nicht zuletzt von Werbeeinschränkungen. Was immer dem Kapital Grenzen setzt, gefährde seine als rational-souverän verklärte Wahlfreiheit. Auf demselben ideologischen Boden erhebt sich die Gegenstimme der »Konsumeristen«, deren »Aktion nicht gegen die Wirtschaft« sich richtet (»Aufstand der Verbraucher«, in: Blick durch die Wirtschaft, 20.9.1972), der »Verbraucherschutz« und die als »dritte Tarifpartei« verklärten Verbraucherverbände (Jochimsen 1963). Nachdem die »massenhafte Verfügbarkeit von Konsumgütern« und damit die »Ankunft der Konsumgesellschaft« im 20. Jh. »keinen Aspekt des Alltagslebens unberührt gelassen« hat (Lee 2000), dominiert weithin der auf den K gebrachte Mensch als das Subjekt einer bestimmten Art des Alltagsverstands, wie er dessen Welt wiederum bevölkert als selbstverständliche Charaktermaske.
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