Kriegskommunismus
A: šuyū‛iyat al-ḥarb. – E: war communism. – F: communisme de guerre. – R: voennyj kommunizm. – S: comunismo de guerra. – C: zhanshi gongchanzhuyi 战时共产主义
Lutz-Dieter Behrendt
HKWM 7/II, 2010, Spalten 2043-2056
Der Term K bezeichnet das gesellschaftspolitische System in Sowjetrussland während des Bürgerkrieges und der ausländischen Intervention von Mitte 1918 bis Frühjahr 1921. Er war bestimmt von dem Ziel, alle Reserven für den Bürgerkrieg und die Sicherung der Macht der bolschewistischen Sowjetregierung bis zu dem Moment des Beginns der im Westen erwarteten Revolution zu mobilisieren. Seine wichtigsten Merkmale waren totale Ablieferungspflicht für landwirtschaftliche Produkte, Entfachung des Klassenkampfes auf dem Lande, vollständige Verstaatlichung von Industrie und Banken, Abschaffung des freien Handels und weitgehende Aufhebung der Ware-Geld-Beziehungen, allgemeine Arbeitspflicht, maximale Zentralisierung der Leitung und immenses Wachstum der Bürokratie, umfassende Anwendung staatlichen Zwangs und außerordentlicher Machtorgane sowie Militarisierung in allen Lebensbereichen einschließlich der Partei. Die entscheidende Frage seiner historisch-theoretischen Bewertung besteht darin, ob es sich um den planvollen Versuch eines sprunghaften, sofortigen Übergangs zum Kommunismus handelt oder ob er vielmehr als durch den erbitterten Überlebenskampf erzwungenes pragmatisches Vorgehen gelten muss.
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