Klonen
A: kalwanah. – E: cloning. – F: clonage. – R: klonirovanie. – S: clonar. – C: kelong 克隆
Britta Cacioppo
HKWM 7/I, 2008, Spalten 1057-1068
Mit den hochtechnologisch potenzierten Möglichkeiten des Eingriffs ins genetische Material stehen deren rechtliche Rahmenbedingungen im Fokus gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Während das K von Tieren im 21. Jh. bereits profitabel durchgeführt wird, spiegeln die Debatten um die Anwendung von Klontechniken am Menschen die Ungleichzeitigkeit der Interessen von Staat und Kirche, Wissenschaft und Kapital. Der Staat als Gesetzgeber, die Kirche als Hüterin erlaubter Fortpflanzung und der herrschaftssichernden Geltung ihrer Schöpfungsgeschichte, transnationale Kapitale mit der Aussicht auf hohe Profite und wissenschaftliche Forschung auf der Suche nach Neuem, nach Ruhm und Fortschritt, sind in den Kampf um Definitionsmacht und Legalisierung antagonistisch verstrickt. Zur feministischen Einmischung ruft Donna Haraway auf: »Um die Bauweise dieser Technologien zu kämpfen heißt daher, um die grundlegenden Produktions- und Reproduktionssysteme des nächsten Jh. zu kämpfen« (1984/1995).
Birgit Niemann nimmt an, biotechnologische Verfahren würden »im Wesentlichen durch ethisch-moralische, religiöse, politische und juristisch fixierte Verhaltenskodices reguliert« (2003). Die parallel zur Biotechnologie aufgekommene Bioethik ist mit Diskursen zur Frage »Was kann und was darf der Mensch mit sich selbst und seinen Artgenossen veranstalten?« (…) zu einer hegemonialen Instanz geworden. Der bioethische Anspruch, Kapitalinteressen zu regulieren, scheitert am Mangel, konkrete Interessen zu benennen. So legitimiert die herrschende Bioethik die Biotechnologien weitgehend. Die Bioethik-Beratergruppe der Europäischen Kommission entstand aus der Befürchtung, »dass die Konfusion, die die ethische Debatte umgibt, das allgemeine Klima für die industrielle Entwicklung der Biotechnologie negativ beeinflussen könnte«; Ziel ihres Einsatzes sind »Akzeptanz für die Gentechnologie und […] Verwirklichung eines einheitlichen Marktes für die Gentechnologieprodukte« (European Commission’s Group 1991-93).
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