Kapitalfraktionen

A: qiṭā‛āt arra’smāl. – E: fractions of capital. – F: fractions du capital. – R: frakcii kapitala. – S: fracciones de capital. – C: ziben paibie 资本派别

Thomas Sablowski

HKWM 7/I, 2008, Spalten 203-220

»Die Bewegung des gesellschaftlichen Kapitals besteht aus der Totalität der Bewegungen seiner verselbständigten Bruchstücke« (…), der Einzelkapitale. Das gesellschaftliche »Gesamtkapital existiert nicht als bewusst handelndes Subjekt« (Hickel 1975). Das gemeinsame Interesse der Kapitalisten an der Ausbeutung der Arbeiterklasse setzt sich in der Konkurrenz der Einzelkapitale durch. »Lassen sich aber spezifische Widersprüche von Einzelkapitalien bündeln, so knüpft sich daran ein Interesse an, das den Begriff der Kapitalfraktion rechtfertigt« (…). Der Begriff der K muss nicht nur von dem des Einzelkapitals, sondern auch von dem der Branche abgegrenzt werden. Während einzelne Branchen aus der konkreten Arbeitsteilung im gesellschaftlichen Reproduktionsprozess hervorgehen, sind die Fraktionen des Gesamtkapitals umfassendere »Aggregate kapitalistischer Interessen, die sich um eine besondere Funktion im Prozess der Kapitalakkumulation herum auskristallisieren« (Overbeek/van der Pijl 1993). Zur Entwicklung einer »Theorie der Bourgeoisiefraktionierung« ist es »erforderlich, die verschiedenen Stadien, die das Kapital in seiner Produktion und Reproduktion durchläuft, festzuhalten« (Hickel 1975).

Die Bestimmung von K und die Analyse der Widersprüche zwischen ihnen sind notwendig, um zu einem konkreteren Begriff des Kapitals zu gelangen. Sie sind strategisch zentral für Fragen der Bündnispolitik im Klassenkampf und für die Einschätzung der Widersprüche innerhalb des Staates. »In dem ständigen, der Konkurrenz geschuldeten Versuch der einzelnen Kapitale, ihre besonderen Interessen innerhalb des Staats als allgemeine erscheinen zu lassen, liegt die eigentliche Relevanz bourgeoiser Fraktionierungen. Einzelkapitale fassen sich im Rahmen gemeinsamer Interessen zusammen, um zu einer verstärkten politischen Einflussnahme zu finden. Insoweit jedoch jede Bourgeoisiefraktion mit unterschiedlichem Erfolg versucht, ihre Einzelinteressen im staatlichen Apparat durchzusetzen, schlägt sich die widersprüchliche Konkurrenz auch im Staat nieder« (…). Aus emanzipatorischer Sicht besteht die Gefahr darin, Widersprüche zwischen K zu unterschätzen oder zu überschätzen, also das Kapital entweder als homogenen Block wahrzunehmen und Spielräume auf dem Terrain des Staates zu unterschätzen oder den Kampf nur gegen einzelne Fraktionen, nicht gegen das Kapital insgesamt zu richten. In beiden Fällen gelingt es nicht, die Hegemonie der Bourgeoisie zu brechen.

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