Kasino-Kapitalismus
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Mario Candeias, François Chesnais
HKWM 7/I, 2008, Spalten 412-422
Der Ausdruck ist durch John Maynard Keynes inspiriert, der beobachtete, dass Investitionsentscheidungen in kapitalistischen Ökonomien mit hoch entwickelten Finanzmärkten nach einem Muster getroffen werden, das dem Kasinospiel gleicht: »Spekulanten mögen unschädlich sein als Seifenblasen auf einem steten Strom der Unternehmungslust. Aber die Lage wird ernsthaft, wenn die Unternehmungslust die Seifenblase auf einem Strudel der Spekulation wird« (1936, Kap. 12), und die »Liquiditätspräferenz« der Kapitaleigentümer sich verstärkt (…). Das Phänomen war freilich schon Marx bekannt. Es tritt auf in Perioden, in denen sich eine »Plethora des Kapitals« als Ausdruck der Überakkumulation, bes. von Geldkapital, aufbläht (K III), das angesichts mangelnder Verwertungsmöglichkeit »auf die Bahn der Abenteuer gedrängt« wird, zu »Spekulation, Kreditschwindel, Aktienschwindel, Krisen« (…). Dann wird »Gewinnen und Verlieren durch Preisschwankungen dieser Eigentumstitel sowie deren Zentralisation […] mehr und mehr Resultat des Spiels, das an der Stelle der Arbeit als die ursprüngliche Erwerbsart von Kapitaleigentum erscheint« (…). Überhaupt ist das Kreditsystem durch einen ihm immanenten Widerspruch gekennzeichnet: »einerseits die Triebfeder der kapitalistischen Produktion, Bereicherung durch Ausbeutung fremder Arbeit, zum reinsten und kolossalsten Spiel- und Schwindelsystem zu entwickeln und die Zahl der den gesellschaftlichen Reichtum ausbeutenden Wenigen immer mehr zu beschränken; andrerseits aber die Übergangsform zu einer neuen Produktionsweise zu bilden« (…). Im Kern geht es darum, »sich einen Teil des anderenorts erzeugten Reichtums zu sichern« (Dunford 1995, 133). Susan Strange greift das Bild des K auf, um die Funktionsweise internationaler Währungsmärkte und die neue Qualität der Spekulation im Kontext liberalisierter Wechselkurse und unbeständiger Zinssätze nach dem Ende des Bretton Woods-Systems zu charakterisieren.
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