Knechtschaft
A: aqnān. – E: servitude, bondage. – F: servage, servitude. – R: cholopstwo, kabala. – S: servidumbre, esclavitud. – C: nuyi 奴役
Wolfgang Küttler, Alexis Petrioli
HKWM 7/II, 2010, Spalten 1069-1077
Als zumeist kritisch eingesetzter Kontrastbegriff zu Freiheit und Selbstbestimmung bezieht sich K, zunächst synonym mit »Sklaverei«, »Hörigkeit« und »Leibeigenschaft«, vorwiegend auf vormoderne persönliche Abhängigkeitsformen. Grimm konstatiert, dass gegenüber K »das gelehrtere sclaverei jetzt entschieden vorherrschend« sei (Bd. 11). Das aufstrebende Bürgertum artikuliert als K die alten Formen der Unfreiheit, die mit der Herrschaft von Absolutismus, Adel und Kirche verbunden sind. Davon ausgehend werden als K aber auch sämtliche Lebens-, Arbeits- und Dienstverhältnisse erfasst, in denen Menschen als Einzelne oder im Kollektiv direkt oder indirekt Herrschaft ausübenden Personen oder Institutionen unterstehen. Damit besitzt der Term einen Bedeutungsumfang, der die Dialektik von Freiheit und Unfreiheit, Herrschaft und Unterwerfung in allen ihren Formen und damit eine Kernfrage gesellschaftskritischen Denkens überhaupt in den Blick bringt.
➫ Anerkennung, asiatische Produktionsweise, Ausbeutung, Despotie des Kapitals, Eigentum, Emanzipation, Entäußerung, Entfremdung, Feudalismus, Formationstheorie, Freiheit, Gleichheit, Herrschaft, Jenseits/Diesseits, kategorischer Imperativ, Klassenherrschaft, Klassenkampf, Lohnarbeit, orientalische Despotie, Personifikation, Produktionsweise (antike), Religionskritik, Selbstbestimmung, Servilität/Bedientenhaftigkeit, Sklaverei/Sklavenhaltergesellschaft, tributäre Produktionsweise, Unterdrückung, Unterwerfung, Urgesellschaft, Urkommunismus, Verdinglichung, Vergegenständlichung