Konfuzianismus
A: kunfūšiya. – E: Confucianism. – F: confucianisme. – S: confucianismo. – R: konfucianstvo. – C: kongxue, ruxue 孔学, 儒学
Thomas Hock
HKWM 7/II, 2010, Spalten 1472-1483
Mit der wachsenden weltwirtschaftlichen Bedeutung Ostasiens hat das Thema K eine Renaissance erlebt. Manche sehen in ihm den Schlüssel zum Verständnis der politischen Zukunft Chinas, manche meinen gar, jeder Chinese sei von ›konfuzianischem Geist‹ durchdrungen. Südostasiatische Politiker heben die Bedeutung »asiatischer« Werte und der »konfuzianischen Konsenskultur« hervor (Lee Kuan Yew). Oft zu hören ist auch der Ausdruck »konfuzianischer Kapitalismus«. In der VR China wird die Position vertreten, K sei die »Essenz« der chinesischen Tradition (Gu Mu 1989). Was konkret mit K gemeint ist, bleibt aber meist unscharf und hängt von der jeweils selektiven Indienstnahme ab. Ob die neuerliche, die Transformation zur »sozialistischen Marktwirtschaft« flankierende Berufung auf den K die von ihm erwartete sozialkompensatorische und wertkonservative Stabilisierung leisten kann, ist angesichts mangelnder volksreligiöser Verankerung allerdings fraglich.
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